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Leinen los! Fahrt mit der Lovis 2021

Allgemein

Nach gemeinsamer Busanreise aus Niedersachsen und ersten Kennenlernenspielen begann das Segelabenteuer auf dem Segler Lovis.

Gruppe junger Menschen auf einem Segelboot

Nach gemeinsamer Busanreise aus Niedersachsen und ersten Kennenlernenspielen begann das Segelabenteuer auf der Lovis. Wir bezogen unsere Kojen und kochten ein leckeres veganes Abendessen. Beim Abendessen wurden wir nochmal von der dreiköpfigen Segel-Crew willkommen gehießen und ratzfatz in Segelgruppen eingeteilt, die die Segel von Bug bis Heck der Lovis setzen: ‚Vorsegel‘, ‚Großsegel Pik‘, ‚Großsegel Klau‘ und ‚Besan‘. 

Nachdem wir in der ersten Trockenübung unseren wichtigsten Segelknoten erlernten, konnten wir endlich lossegeln! In unseren Segelgruppen lernten wir anschließend, unser Segel zu setzen: „Bereit an der Dirk? – Bereit an der Pik? Und auch bereit an der Klau?“ riefen wir über das Schiff, gefolgt von: „Hau ruck… hau ruck…“ setzten wir unsere Segel nach und nach in den Wind. Die erste Reise endete in der Nähe des Lubminer Hafens. Dort ‚ankerten‘ wir. Da Schiffsstellung überwacht werden muss, richteten wir Ankerwachen von jeweils zwei Personen ein, die ein bis zwei Stündchen die ganze Nacht den Anker im Blick hatten, den Sternenhimmel beobachteten und nebenbei eine nette Ankergeschichte schrieben…

Nach und nach überließ uns die Crew mehr Verantwortung beim setzen und einholen der Segel. Bevor wir Sonntag in den Hafen von Lauterbach einfuhren, übten wir das ‚Boje über Board‘-Manöver ein. Ziel: Die Rettung der Boje! Alle halfen fleißig mit und die Boje konnte wieder sicher an Deck gebracht werden. Zum Schluss reflektierten wir mit der Crew die Segelmanöver des Tages – so lernten wir, wann welches Segel strategisch gesetzt werden muss und wie seglerische Entscheidungen entstehen. Den Abend verbrachten wir im Hafen, spielten ‚Kontakt‘ sowie ‚Werwolf‘ und lachten, bis uns er Bauch weh tat.

Da wir uns Montag allmählich ‚eingesegelt‘ hatten, blieb Mittags Zeit für kleine Workshops wie ‚Freundschaftsarmbänder flechten‘, ‚Häkeln‘ oder ‚Vögel beobachten‘. Der Wind trug uns nach Karlshagen. Nach dem Anlegen rannten die ersten los zum Strand. Auf dem Weg dorthin fanden wir eine verletzte Fledermaus – sie wurde soeben von einer Katze attackiert. Engagierte BUNDjugendliche ertrugen den Anblick des verletzten und weiterhin durch die Katze stark bedrohten Tiers nicht. Es war glasklar: Sie musste gerettet werden! Wir organisierten einen Karton, Handschuhe und Tücher von einer Anwohnerin und riefen bei einer Fledermaus-Rettungs-Hotline an. Danach fingen wir die verletzte Fledermaus vorsichtig ein und deponierten sie an einen geschützten Ort. Hier wurde sie am Abend abgeholt. Sie erholte sich schnell wieder und wurde wieder freigelassen.

Dienstag wagten wir uns schließlich das erste Mal aus unserer gemütlichen Bodden-Situation und segelten in die offenere, und mit Blick auf den Seegang etwas ‚wildere‘ Ostsee Richtung des Hafens ‚Gager‘ auf der Rügener Halbinsel ‚Mönchgut‘. Das Wetter war rauer als die Tage zuvor: Es nieselte und der Wind schlug uns um die Ohren. Dadurch erforderte das Segelsetzen viel mehr Kraft. Auch das Schiff kippte mehr und mehr im Seegang…

Plötzlich flog der Kühlschrank aus der Haltung und das gesamte Essen klatschte auf den Boden, um sich hier kunstvoll zu vermischen. Spiele flogen durch die Gegend und auch manche Menschen traf der Seegang sehr: So sehr, dass die einst leckere Kürbissuppe des Mittagsessens zum „Fischfutter“ in die See gegeben wurde. Die, die nicht so sehr mit ihrem Mageninhalt zu kämpfen hatten, versuchten das Chaos in den Griff zu bekommen oder hängten sich noch intensiver in die Seile, als zuvor. Dieser Tag brachte uns an unsere Grenzen und schweißte uns als Gruppe mehr zusammen: Jede*r half jedem wo er*sie konnte. Am Ende lachten wir alle gemeinsam und fielen erschöpft in unsere Kojen.

Mittwoch haben wir einen wohlverdienten ‚Pausetag‘ angesetzt: Wir schliefen etwas länger, starteten Yoga am Steg in den Tag, aßen ein gemütliches Sonntagsfrühstück und machten ein paar Workshops zum Buchbinden, Kazoo’s basteln und Chor-Singen sowie einen Workshop zum Thema Diskrimierungssensibilität. Nach dem Mittagessen trafen wir uns für eine Wanderung über die Halbinsel. Gemeinsam liefen wir zum ‚Bakeberg‘ und genossen den Ausblick auf die wundervolle ‚Hobbitlandschaft‘. Wir sangen und spielten auf dem Weg und sammelten auch ein wenig Müll. Ein Teil der Gruppe ging noch bis über den ‚Zickerberg‘ und tankte im Sonnenuntergang neue Energie für den nächsten und letzten Segeltag. Den Abend ließen wir mit einer kleinen Verkleidungsparty, Tanz und Musik am Peer und einem gemeinsamen Filmabend ausklingen.

Am Donnerstag traten wir gegen Mittag wehmütig den Rückweg an. Viele nutzten die letzte Chance, auf dem Schiff auch neue Sachen auszuprobieren wie zum Beispiel das Schiff zu steuern oder bei einer anderen Segelgruppe mitzuhelfen. Bevor wir in den Hafen fuhren, sprangen viele Menschis inklusive der Crew gemeinsam und zum allerletzten Mal in einem flammenden Sonnenuntergang vom Board in die Ostsee und umrundeten in der Meereskälte das Segelschiff. Wir segelten bis in einen klaren Sternenhimmel, bis wir schlussendlich am Greifswalder Hafen anlegten.

Den letzten Tag verbrachten wir mit aufräumen, putzen und Verabschiedungen. Gegen Mittag fuhren wir mit dem Bus zum Greifswalder Bahnhof. Wir vielen uns in die Arme und konnten gar nicht begreifen, wie schnell diese abenteuerliche Woche doch vergangen war. 

(Fotos: Jörn Stadtlober, Corinna Baumann, Kira Nadler)

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