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Im Rahmen des „Green Deal“ der EU sollen Leitlinien für zukunftsorientierte Investitionen geschaffen werden. Dazu wird ein Klassifizierungsystem (Taxonomie) erstellt, welches Energieformen als nachhaltig einstuft. Bei der Energiewende bedarf es einer umfassenden Finanzierung und die Taxonomie soll ein Rahmenkonzept für diese Investitionen gestalten [1]. Die EU-Kommission plant Erdgas und Kernenergie in dieser EU- Taxonomie als nachhaltige Investition einzustufen.
Damit würden das Bauen von Erdgas- und Kernkraftwerken bei Investitionen fast das gleiche Nachhaltigkeitslabel bekommen wie Photovoltaik- oder Windenergieanlagen.
Wie die Weichen zum Umbau der Gesellschaft gestellt werden, ist von großer Bedeutung. Denn zur Bekämpfung der Klimakrise ist eine schnelle Abkehr von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl oder Erdgas unabdingbar wichtig, da sie bei der Verbrennung CO2 ausstoßen.
Der Energiesektor in der EU emittiert mit einem Anteil von 77% im Jahr 2019 am meisten CO2.[2] Somit ist es wichtig hier genauer hinzuschauen, wie der Stromsektor in Zukunft aussehen soll, da elektrischer Strom zukünftig eine noch bedeutendere Rolle im Energiesektor spielen wird. Damit aber die Kraftwerke, die die fossilen Energien verwenden, ersetzt werden können, werden erneuerbare Energien benötigt. Erneuerbare Energien beschreibt grob gesagt Energieformen, die sich neu regenerieren können. Beispielsweise sind Solarenergie, Windenergie, Energie aus Biomasse oder Wasserkraft solche Energieformen.
Auch wenn bei der Kernenergie, anders als bei Kohle oder Erdgas, bei der direkten Stromproduktion zumindest keine CO2 Emissionen anfallen, gibt es bei der Kernenergie allerlei andere Probleme für Umwelt und Mensch. Mehr als 99 % des abgebauten Materials ist für die Brennstäbe für die Kernkraftwerke gar nicht verwendbar und kontaminiert zudem die umliegende Region der Uranminen radioaktiv. Der Rohstoff Uran-235 ist in der Natur nur in geringer Konzentration vorhanden und auch Uran ist endlich, genau wie fossile Brennstoffe. Nach dem Einsatz von Brennstäben in einem Kraftwerk ist das Material noch für Tausende von Jahren hochradioaktiv. Außerdem gibt es bis heute weltweit immer noch kein Atommüllendlager, wo der Atommüll sicher gelagert werden kann.
Im Übrigen ist die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken auch ohne die Miteinberechnung der Kosten der (End)lagerung von allen Stromerzeugungstechnologien mit am teuersten [3]. Die energieintensive Versorgungskette der Brennstäbe verursacht wiederum CO2-Emissionen, wodurch die Kernenergie nicht CO2-frei ist. Nicht zuletzt werden durch die Entwicklung und Investitionen in die Kernenergie die erneuerbaren Energien ausgebremst, da für die erneuerbaren Energien somit weniger Geld zur Verfügung steht. Beispiele sind die sogenannten kleineren SMR Reaktoren oder dem Laufwellenreaktor. Da es sich bei allen neuen Reaktortypen um lediglich Konzepte handelt und somit noch nie eins der neuen Reaktortypen je gebaut wurde und unsicher ist, wann sie je gebaut werden können, sind sie für die Bekämpfung der Klimakrise kein Mittel. So ist zusammengefasst die Kernenergie keineswegs in irgendeiner Form nachhaltig oder wirklich sinnvoll einzusetzen. Der BUND hat daher die Petition zur 26. UN-Klimakonferenz von Don’t nuke the climate mitunterzeichnet [4].
Erdgas ist kein erneuerbarer Energieträger. Aber warum wird Erdgas dann als sogenannte Brückentechnologie überhaupt beworben? Das hat damit zu tun, dass der Strom aus Erdgaskraftwerken pro Einheit Strom ungefähr nur halb so viel CO2 emittiert wie aus einem Kohlekraftwerk [5]. Sodass zwar mit dem Umstieg von Kohle zu Erdgas ungefähr die Hälfte an CO2 Emissionen verringert werden kann, aber immer noch CO2 Emissionen entstehen. Zudem entweicht beim Transport des Erdgases ein Teil und somit gelangt das Treibhausgas Methan, woraus Erdgas zum größten Teil besteht, in die Atmosphäre. Wobei es auch möglich wäre diese Emissionen technisch zu beheben. Es lässt sich zusammengefasst sagen, dass Erdgas ein endlicher Energieträger ist und weiter das Klima aufheizt auch wenn es die noch klimaschädlichere Kohle ersetzt.
Das Stromsystem der Zukunft ist erneuerbar. Es sollte keine Kern- oder Erdgaskraftwerke enthalten und es dürfen somit am besten keine mehr gebaut werden. Um trotzdem genügend Strom zu produzieren sind Photovoltaik und Windenergieanlagen im großen Umfang auszubauen. Auch Wasserkraftwerke und Biomasse mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt sind auszubauen.
Deshalb ist es so wichtig, dass in der EU-Taxonomie die Kernenergie und Erdgas nicht als nachhaltige Investition eingestuft werden, da sonst Gelder, die eigentlich in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen sollten, in Kernenergie und Erdgas gesteckt werden. Dies wäre ein großer Irrweg und wird hoffentlich nicht Realität.
Als Teil von 129 Nichtregierungsorganisiationen aus Europa hat der BUND und unser europäisches Netzwerk Friends of the Earth Europe deswegen einen offenen Brief an Olaf Scholz unterzeichnet und sich klar gegen die Einstufung von Atom und Erdgas als Teil der Taxonomie ausgesprochen. [6]
Euer AK Energie der BUNDjugend Niedersachsen
Quellenangaben:
[1] https://www.klimareporter.de/europaische-union/scholz-soll-gegen-atomkraft-und-erdgas-intervenieren Abruf 18.11.2021
[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#trends Abruf 18.11.2021
[3] Uranatlas, Le Monde diplomatique, Nuclear Free Future Foundation, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, 2019, Seite 49
[4] https://dont-nuke-the-climate.org
[5] https://www.volker-quaschning.de/datserv/CO2-spez/index.php Abruf 05.11.2021
[6] https://network.bellona.org/content/uploads/sites/5/2021/11/21-11-15_Offener-Brief-an-Olaf-Scholz-zur-Taxonomie-4.pdf Abruf 18.11.2021
Bildquelle oberstes Bild: Lichtblick Fotografie